Erich Brodbeck, ein Urgestein des Stuttgarter Wochenblatts, ist am 6. Mai 91-jährig gestorben.
Der Sport-Freak hat in Stuttgart viel bewegt und war unter anderem Mitbegründer des Höfleswetz-Turniers, des Stuttgarter Sportlerballs, der CMT und hat lange Jahre für das Stuttgarter Wochenblatt die Sportkolumne geschrieben. Aufgewachsen ist Erich Brodbeck in Untertürkheim und im Nordbahnhofviertel. Eigentlich wollte er Journalist werden. Dazu hätte er eine Zulassung zur Napo (Nationalsozialistische Politische Organisation) auf der Ordensburg Sonthofen gebraucht. Dafür hatte er wegen seiner Einstellung keine Chance, also machte er eine Lehre als Versicherungskaufmann bei der Allianz.

Als 18-Jähriger erlebte Erich Brodbeck als junger Wehrmachtsoldat die Hölle von Stalingrad. Nach Kriegsende musste er sich in Stuttgart verstecken. Dann kam das Angebot vom Union-Verlag, die Redaktion bei der „Sportwelt“ zu übernehmen. Seine Karriere als Journalist konnte durchstarten: Dena, dpa, Sportbericht, Sport-Kurier, SDR (fast 50 Jahre, u. a. als Redakteur und mit Regie der Bundesliga-Sendungen), Stuttgarter Wochenblatt – hier schrieb er ebenfalls fast 50 Jahre lang die ganzseitige Sportkolumne –, Pressesprecher beim ADAC Württemberg, Pressechef bei den einstigen Solituderennen und auf dem Hockenheimring waren unter anderem seine beruflichen Stationen.Erich Brodbeck hat als „Hansdampf in allen Gassen“ in Stuttgart einiges auf die Beine gestellt: 1974 gründete er auf der CMT die Prominentenkicker, die bis heute 2000 Spiele für den guten Zweck absolviert haben. Mit den „ProKis“ gründete er den „Goldenen Volltreffer“, die Verleihung des Stuttgarter Rössle, das Brückenfest, etablierte die Wahl der Neckarnixe und erfand zahlreiche Events auf dem Cannstatter Volksfest.Brodbeck „erfand“ auch in seiner Zeit beim ADAC das Höfleswetz-Turnier für junge Fußballer zusammen mit der Landesgirokasse, dem ADAC und den Stuttgarter Nachrichten, organisierte Happy-Sunday-Disco-Partys mit Kids mit dem SR-Moderator Reiner Nitschke.

Auch die CMT, das Flaggschiff der Messe Stuttgart, würde es ohne Erich Brodbeck vielleicht nicht geben. Als die Caravan-Motor-Touristik-Messe bei der Gründung auf der Kippe stand, gelang es Brodbeck, 57 Verbände und Vereine zum Mitmachen zu bewegen. Im gleichen Zug gründete er auch den Stuttgarter Autosalon mit deutschlandweit beachteten Sonderschauen, z. B. die besten Formel-1-Rennwagen aller Zeiten oder eine Oldtimer-Feuerwehrschau bzw. eine Hans-Herrmann-Schau mit den vielen Rennwagen, die er gefahren hat. Viele Weltmeister, von Michael Schumacher bis Keke Rosberg, kamen als Stargäste.Fast alle bekannten Rennfahrer kannten Erich Brodbeck. Er sorgte dafür, dass Stuttgart ein Super-Hallen-Cross in der Schleyerhalle hat. Er ist Gründer des Deutschland-Treffens der Motorradfahrer auf dem Wasen, zu dem auf Anhieb 18 000 Biker kamen.Doch das ist noch nicht alles: Brodbeck war auch Mitbegründer des Stuttgarter Weindorfs, heute eine der populärsten Veranstaltungen in Stuttgart. Bei der Gründung mussten die Beschicker quasi die Besucher mit dem Lasso einfangen, schreibt er in seinen Erinnerungen.Erich Brodbeck war außerdem Buchautor und Organisator für zahlreiche Seniorenveranstaltungen wie Tanzveranstaltungen und Wanderungen. Er hatte auch ein Herz für alle Bürger, die ihn verehrten. Eine Anekdote dazu: Zum Abschluss der IGA (Internationale Gartenbauausstellung), die weniger Besucher erbrachte als erhofft, ging Brodbeck eine Wette ein, um am letzten Ausstellungstag noch mindestens 1000 Frauen zu bringen, die ihn persönlich kennen. Cheforganisator Pantke verlor die Wette. Bei strömenden Regen und bitterer Oktoberkälte kamen mehr als 1700 mit Regenschirmen.Seine Liebe aber galt dem Sport, vor allem dem Fußball und hier dem VfB Stuttgart und den Kickers.

Zusammen mit Hans-Frieder Willmann wurde der Stuttgarter Sportlerball in der Liederhalle ins Leben gerufen mit der Wahl des besten Sportlers, die Brodbeck 14-mal moderierte.Eisernes Kreuz, Bundesverdienstkreuz, Verdienstmedaille Baden-Württemberg, Ehrenmedaille der Landeshauptstadt Stuttgart: Die Liste der Auszeichnungen für sein Lebenswerk ist zu Recht lang. Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat das Wirken von Erich Brodbeck für Stuttgart gewürdigt und seinen „großen Respekt vor dieser Lebensleistung“ zum Ausdruck gebracht. Kuhn erklärte: „Wir sind dem Verstorbenen für sein verdienstvolles Wirken dankbar und werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.“ Zusammen mit seiner Frau Bibi Brodbeck hat Erich Brodbeck seinen Lebensabend im Asemwald verbracht, rührig wie eh und je.

Die Trauerfeier zur Urnenbeisetzung für Erich Brodbeck findet am 17. Mai um 10 Uhr auf dem Waldfriedhof statt.