Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg  verfügt dank der CAVE –  Cave Automatic Virtual Environment –  über eine der modernsten Techniken im Bundesgebiet. Die CAVE ermöglicht eine virtuelle Tatortbegehung und ist ein Quantensprung in der Ermittlungsarbeit. „Der Tatort wird durch die CAVE quasi ins Labor geholt“, so LKA-Präsident Andreas Stenger.

Auch Innenminister Thomas Strobl, der „Geldgeber“ und politischer Förderer der neuen Kriminaltechnik, ist  sichtlich stolz auf die neuen Ermittlungsinstrumente des LKA. Sobald an einem Tatort von den Forensikern  die Finger- und DNA-Spuren gesichert worden sind, kommen neuerdings die Tatortvermesser: Die 3D-Tatortvermessung erfasst Tatortdaten per Laserscanner und  Vermessungstechniker und Informatiker  bereiten diese zu einem digitalen Modell auf.

Virtuell direkt am Tatort

Die Nutzung von Virtual Reality (VR) führt zu einem enormen Sprung in der forensischen Nutzung digitaler Räume. Die Ermittler begeben sich in der CAVE virtuell direkt in den exakt vermessenen Tatort. Aus Sicht des Täters und des Opfers kann so das Tatgeschehen simuliert und wertvolle, gerichtsbeständige Erkenntnisse erworben werden. Kleinste Asservate, Verletzungsspuren, Flugbahnen von Projektilen oder Verkehrsunfälle: Die Cave kann hochkomplexe Sachverhalte dreidimensional darstellen. Viele Fragen können so beantwortet werden: Wie ist die exakte Schussbahn verlaufen, wo genau war anhand der Blutspritzer der Kopf des Opfers bei der Tat? Wie breit war die Terrassentür? Gibt es Abdruck- und Werkzeugspuren? Wie groß waren die Objekte im Raum? Eine exakte Tätergrößenbestimmung ist ebenfalls möglich.  

Auch Amoklauf in Heidelberg vermessen

Seit Ende 2021 ist die CAVE beim LKA BW im Betrieb. „Seither haben wir bei einem kapitalen Verbrechen jeden Tatort  millimetergenau mit unserem terrestrischen Laserscanner vermessen, natürlich auch den Amoklauf in Heidelberg“, so Stefan Knapp, stellvertretender Leiter des kriminaltechnischen Instituts KTI (hier arbeiten 280 Forensiker, Beamte, Wissenschaftler und Informatiker) –  nicht ohne Stolz. Der Scanner vermisst den Tatort bis zu 180 Meter Reichweite.

„Natürlich ersetzt die CAVE-Technik nicht die bisherige forensische Analyse, sie ist ein ergänzendes Mittel zur Falllösung“, stellt Knapp klar. Kriminalämter von anderen Bundesländern schauen inzwischen neidisch auf die Baden-Württemberger, Knapp berichtet von so mancher CAVE-Anfrage von Kollegen in der Republik. Auch Teil der modernen neuen Kriminaltechnik: Ein Ganzkörperscanner in der CAVE vermisst verdächtige Personen millimeterexakt, ein Asservatenscanner kleinere Gegenstände wie Waffen, Handys, etc. 

500mal Expertise bei Gerichtsverfahren einbringen

1350 Mitarbeitende arbeiten im LKA Baden-Württemberg rund um die Uhr an der Aufklärung von Verbrechen, darunter allein 270 forensische Experten. 38 000 forensische Aufträge müssen pro Jahr bearbeitet werden, 110 000 Asservaten warten auf Untersuchung nach Fingerabdrücken und DNA-Spuren. 500 Mal im Jahr  müssen die LKA-Experten ihre Expertise in Gerichtsverfahren einbringen.

Die LKA-Kriminaltechnik in Bad Cannstatt hat auch  bei der Bewältigung  von CBRN-Lagen viel zu bieten. Denn immer, wenn chemische, biologische, radioaktive, nukleare und explosive Kampf- und Gefahrstoffe im Spiel sind, übernimmt das LKA BW die Ermittlungsführung. Dann stehen  LKA-Experten wie Chemiker Dr. Torben Duden und sein Team bereit – er ist auch Sachverständiger für Explosivstoffe. Sie werden gerufen, wenn eventuelle Gefahrstoffe und -pulver entdeckt werden.

Per Mini- oder rollendem Labor kann Duden und seine Mitarbeiter dann klären, ob es sich um harmloses Backpulver, hoch exploxiver Sprengstoff oder gefährliche Anthrax handelt, das Milzbrand auslösen kann. Duden und sein Team wird auch zu Geldautomatsprengungen gerufen, um zu klären, aus welchen Stoffen die Bomben zusammengebastelt wurden.

Zehn Experten arbeiten im Team vom Entschärfungsdienst mit Harry Lehnert, das zu 350 bis 400 Einsätzen pro Jahr in ganz Baden-Württemberg gerufen wird. „Wir lösen Situationen, wo keiner mehr ran kann, wir machen den gefährlichen Scheiß“, bringt es  Lehnert auf den Punkt. Im Zusammenhang mit Straftaten entschärft Harry Lehnert auch Bomben. Meist mit Hilfe von „Max“, einem fahrenden Entschärfungsroboter, der – aus sicherer Entfernung ferngesteuert –  beispielsweise einsame Koffer untersuchen, röntgen und zerstören kann. Max ist so konzipiert, dass er sogar durch enge Zug- Gänge manövriert werden kann und auch an herrenlose Schließfächer rankommt. Auch wenn beispielsweise auf Opas Dachboden alte Kriegsmunition gefunden wird, wird Harry Lehnert und sein Team hinzugerufen.