Ist der Name Bismarck noch tragbar?

Die Person Otto von Bismarcks in der Kritik: Die Grünen-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat setzt sich für die Umbenennung von Bismarckplatz und -turm  in Stuttgart ein – Schreiben Sie uns Ihre Meinung.

Der Hindenburgbau am Hauptbahnhof hat es vorgemacht, der Name „Hindenburg“ wurde 2010 entfernt. Nun ist auch die Person Otto von Bismarcks  zunehmend in die Diskussion geraten. Galt der erste Reichskanzler lange Zeit als Wegbereiter des Deutschen Reichs und als Vater einer ersten sozialen Gesetzgebung, so ist heute ebenso bekannt, dass er mit einer antidemokratischen Haltung die Rechte des Reichstages beschnitt, politische Gegner und Katholiken verfolgen ließ und nicht zuletzt mit der Ausrichtung der sogenannten Berliner Afrika-Konferenz (früher Kongokonferenz) die Aufteilung des afrikanischen Kontinents „auf dem Reißbrett“ forcierte, die den globalen Kolonialismus untermauerte.

Destruktive Folgen für den afrikanischen Kontinent durch die '"Kongokonferenz"

 Die Aufteilung wurde ungeachtet afrikanischer Interessen oder afrikanischer Herrschaftszusammenhänge und Gesellschaftsstrukturen entschieden, sodass die destruktiven Folgen den afrikanischen Kontinent bis heute folgenschwer beeinflussen.
Benennungen und Ehrungen für Otto von Bismarck stehen daher bundesweit in der Kritik. So wurde deshalb bereits 2022 das Bismarck-Zimmer im Auswärtigen Amt in „Saal der Deutschen Einheit“ umbenannt, weil man sich zukünftig auf demokratische Werte beziehen will. Und die Stadt Hamburg schrieb einen Wettbewerb zur Kontextualisierung der Bismarck-Statue im Alten Elbpark aus, weil man diese nicht unkommentiert lassen wollte.

In Stuttgart erinnern Bismarckplatz, -straße und -Turm an den umstrittenen Politiker

In Stuttgart erinnert der im Stuttgarter Westen gelegene Bismarckplatz an den umstrittenen Politiker. Darüber hinaus gibt es eine Bismarckstraße und einen Bismarckturm.
Im Sinne einer aktiven und kritischen Erinnerungskultur, die sich auf demokratische Werte besinnt, gibt es einige Initiativen in der Landeshauptstadt, die sich für die Umbenennung des Bismarckplatzes einsetzen und dazu Vorschläge erarbeitet haben. Unter anderem gibt es Vorschläge, den Platz nach Betty Rosenfeld, Otto Kraufmann, Rudolf Manga Bell oder Patrice Lumumba zu benennen.
Auch die Grünen-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat setzt sich für eine Umbenennung der Bismarck-Stätten in Stuttgart ein. Sie  formulierte jetzt einen Antrag, in dem die  Koordinierungsstelle Erinnerungskultur  beauftragt wird, Vorschläge für einen Diskurs zu erarbeiten, wie zukünftig mit dem Bismarckplatz umgegangen werden soll. Im Rahmen möglicher Veranstaltungen sollen Experten zur Person und Einordnung Otto von Bismarcks sowie Stuttgarter Bürger einbezogen werden.

Namensvorschläge: Betty Rosenfeld, Otto Kraufmann, Rufolf Manga Bell oder Patrice Lumumba

Das zu entwickelnde Verfahren soll dann nach Wünschen der Grünen im besten Fall als Blaupause für den zukünftigen Umgang mit umstrittenen Straßennamen dienen und um mögliche standardisierte Prozesse zu entwickeln. Hierfür soll auch die Rolle weiterer Akteure wie z. B. das Stadtarchiv berücksichtigt werden.

Bismarckplatz umbenennen? Ihre Meinung ist gefragt

Die Begeisterung über die historische Person Otto von Bismarck hat merklich nachgelassen. Einige Initiativen in Stuttgart möchten jetzt  Bismarckplatz, -turm und -straße  umbenennen. Schreiben Sie uns Ihre Meinung an wochenblatt@ swm-network.de, Betreffzeile Bismarck, mit Wohnort und vollständigem Namen, anonyme Zuschriften werden nicht veröffentlicht.