Der noch junge Verein Kultur 70195 hat in Botnang einen für Stuttgart einmaligen Literaturweg mit 15 Stationen eröffnet.

 

 

Von jeher schon hat die Natur Dichter und Denker zu literarischen Höchstleistungen inspiriert. In Botnang kommt nun die Literatur zur Natur. Seit Kurzem gibt es in dem Stuttgarter Stadtbezirk einen rund sieben Kilometer langen Literaturweg, der mit 15 Stationen voller Poesie und Prosa durch den Wald führt. Angeregt und eingerichtet wurde der im Stadtgebiet Stuttgart einmalige literarische Rundwanderweg vom noch recht jungen Verein Kultur 70195. Zum Auftakt schmücken Werke von – verstorbenen – Botnanger Heimatdichterinnen und -dichtern den neuen Literaturweg.

2019 taten sich 35 Kunst- und Kulturinteressierte aus Botnang zum Verein zusammen. Anlass zur Gründung war der Brunnen auf dem Marktplatz, der an die Vergangenheit Botnangs erinnern soll. Denn der Ort war bis zu Beginn der Industrialisierung bekannt als das Dorf der Wäscher und Bleicher, da er aufgrund seiner geografischen Lage zwischen Kräherwald und Wildpark bestens mit Holz und Wasser versorgt war. Doch dem schlichten Trogbrunnen fehle einfach noch eine Bronzefigur, die eine Wäscherin darstellt, berichtet Uwe Tommasi, der Vorsitzende von Kultur 70195. Bei der Finanzierung der Figur will der Verein mithelfen, der mittlerweile knapp 50 Mitglieder hat.

Neben der Geldbeschaffung für die Wäscherinnen-Statue ist es das Ziel des Vereins, den kulturellen Austausch in Botnang und die ganze Bandbreite künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten zu fördern. Trotz der Einschränkungen aufgrund der Coronapandemie haben der Vorsitzende Uwe Tommasi und seine Mitstreiter in den vergangenen drei Jahren bereits zahlreiche Veranstaltungen – Konzerte, Kabarett, Ausstellungen oder Lesungen – organisiert. Ende Juli nun wurde der Literaturweg auf einem Teilstück des Kuckuckswegs eingerichtet.

Auf die Idee des Literaturwegs hatte die engagierten Botnanger eine Fernsehsendung gebracht. „Darin ging es um einen Förster, der im Wald Gedichte aufgehängt hat“, sagt Uwe Tommasi. Da Botnang komplett von Wald umgeben ist, griffen die Kunst- und Kulturfreunde des Stuttgarter Stadtbezirks den inspirierenden Gedanken auf und begannen auch sofort mit der praktischen Umsetzung. Es folgten Gespräche mit dem Bezirksamt und dem zuständigen Forstamt. „Es ging alles ziemlich schnell. Von der Idee bis zur Umsetzung hat es gerade mal eineinhalb Jahre gedauert“, meint Uwe Tommasi.

Entlang des Literaturwegs erwarten Spaziergänger und Wanderer Gedichte und Texte, die mehrmals im Jahr ausgetauscht werden sollen. Für die Premiere hat der Verein – mit Blick auf die Feierlichkeiten zur Eingemeindung Botnangs nach Stuttgart vor 100 Jahren, am 1. April 1922 – Werke von heimischen Dichtern und Schriftstellern ausgewählt, die zum Nachlesen und Nachdenken anregen sollen.

Nach den Werken von Botnangern wie Emma Aberle, Gerda Herrmann oder Paul Gänssle sollen wechselnde literarische Ergüsse die Spaziergänger und Wanderer erfreuen. Gedacht sei an Wald-, Frühlings- oder auch Liebesgedichte, erklärt der Vorsitzende von Kultur 70195. „Und auch Botnanger Schüler sollen auf dem Literaturweg zu Wort kommen“, so Uwe Tommasi. Er ist überzeugt, dass die einmalige Einrichtung für alle Stuttgarter sowie Besucher von außerhalb der Landeshauptstadt einen Besuch wert ist.

 

Literaturweg:

Wissenswertes zum Literaturweg in Botnang und zum Verein Kultur 70195 gibt es auf der Internetseite www.kultur70195.de.