Es war ein großartiges Projekt, das meine Kinder mit ihren Freunden gestartet haben: ein echtes Baumhaus! Und das, ohne den Baum zu verletzen. Sie haben die Bretter miteinander mit Nägeln verbunden und dann in zwei Meter Höhe so geschickt angeordnet, dass sie diese mit Kabelbindern und Seilen am Baum befestigen konnten. Wie ein fester Ring ruhte das Konstrukt auf dicken Ästen. Die Kinder haben sogar eine abschließbare Klappe eingebaut, sodass nur sie selbst auf den Baum und in das Baumhaus klettern konnten.

Viele Spaziergänger waren begeistert über das Resultat. Doch eines Tages rückten Gemeindefahrzeuge an, die den Baum schneiden wollten. Wir eilten sofort zum Baumhaus, doch sie haben nur ein paar Äste gestutzt, die um das Baumhaus herum herausragten. Also alles in Ordnung. Warum allerdings einzig dieser Baum geschnitten wurde, wusste niemand. Eine Nachricht haben wir auch nicht bekommen. Am nächsten Tag waren die Arbeiter dann aber wohl wieder da und zersägten und zerschlugen das Baumhaus. Das große Projekt der Kinder war zerstört.

Wochenlang hatten sie daran gebaut. Hätte man am Tag zuvor nicht einfach einen Zettel dranhängen können mit der Bitte um Abbau? Dann hätten die Kids alles retten können. Aber so wurde ein Kindertraum einfach zerstört. Der Baum steht übrigens noch immer genauso dort. Unsere Kinder sind immer noch tief traurig. Trotzdem möchten sie wieder ein Baumhaus bauen. Denn die Möglichkeit, dass Träume wahr werden, macht das Leben doch erst interessant. Vielleicht dürfen sie ihre Träume ja dieses Mal leben.
Schönes Wochenende,  Euer  Ostermann