„Sie möchten nicht wirklich wissen, wie meine letzte Woche ausgesehen hat“, sagt Sebastian Koch und beginnt aufzuzählen. Der 50-jährige Wahl-Berliner war beim Filmfestival in Rom, das zwischen zwei Drehtagen in Österreich lag. Es folgte ein Abstecher zur Tochter nach Großbritannien. Jetzt ein kurzer Aufenthalt in Berlin. Eigentlich wollte er in diesem Jahr die Bearbeitung eines Roman angehen. „Der ist leider liegen geblieben.“

Der zweifache Grimme-Preisträger  kann sich seine Rollen und Tätigkeitsfelder aussuchen. Am 7. Dezember, 20 Uhr, ist er bei den Buchwochen im Haus der Wirtschaft und stellt sein neues Hörbuch „Koch liest Heuss“ vor (Karten dafür gibt es im Vorverkauf bei der Buchhandlung Wittwer in der Königstraße 30 oder an der Abendkasse). Er liest Briefe und Reden von Theodor Heuss. „Es lohnt sich, diese Persönlichkeit wieder zu entdecken.“ Entstanden war die Idee anlässlich des Heuss-Jubiläums 2009. Koch war als Rezitator im Neuen Schloss.</span> Die Briefe kamen gut an, und es folgten eine weitere Auswahl aus dem Heuss-Nachlass und die CD. „Wir haben versucht, ihn so vielfältig wie möglich darzustellen.“ Wie andere Zuhörer wohl auch musste Koch darüber schmunzeln, wie umständlich Heuss gegenüber seiner späteren Gattin Elly Heuss-Knapp aufkeimende Missverständnisse seines Kulturbegriffs klären will oder über das Anliegen seines Sohns, in die SPD einzutreten: „Das hat den guten Heuss gewurmt.“ Seine sonstigen liberalen Ansichten in Sachen Demokratie und Erziehung, seine Meinung zum Loslassen-Können kann Koch gut nachvollziehen: „Man muss loslassen können, und man spürt es auch selbst, wenn der Zeitpunkt gekommen ist“, so der alleinerziehende Vater und fügt hinzu: „Und wenn sich jemand die Haare grün färben möchte und das mag, soll er das tun.“ </p><p class="text">Seine Kindheit hat der gebürtige Karlsruher in Stuttgart verbracht, aufgewachsen zunächst in einem Kinderheim auf der Gänsheide, in dem seine Mutter Hauswirtschaftsleiterin war. Dann folgte der Umzug nach Obertürkheim. Das Abitur machte Koch am Wirtschaftsgymnasium in Stuttgart-Ost. „Wo ich immer gern hingegangen bin, das war das Jugendhaus Mitte. Die haben schon damals viel mit Theater gemacht. Ich erinnere mich da an eine Szene, in der ich Stelzen laufen musste, das hat mir unheimlich Spaß gemacht.“ Auch Musik faszinierte den Jugendlichen: „Kolbe und Illenberger, deren Musik hat mir gut gefallen hat.“ Nicht zuletzt die Inszenierungen Claus Peymanns am Staatstheater weckten den Wunsch, die Schauspielerei professionell zu betreiben. Es folgte die Aufnahme in München an der Otto-Falckenberg-Schule, ein erster Fernsehauftritt im  „Tatort“ mit Helmut Fischer. „Der Mann mit der Maske“  1994 war eine Rolle, die Kochs Vielseitigkeit zeigte.Kochs Mutter lebt heute noch in Obertürkheim. „Ich schaffe es nicht, so oft  wie ich möchte  einen Besuch abzustatten, aber ich bin trotzdem regelmäßig in Stuttgart.“Das Produktionsteam rund um Bruce Willis zu „Stirb langsam 5“ inklusive Russisch lernen, die Präsentation des neuen Mike-Figgis-Films „Suspension of Disbelief“, Einladungen auf Festivals wie Montreal und Toronto, der baldige Kinostart von „Das Wochenende“ nach dem Roman von Bernhard Schlink, das alles geht nicht nebenher. Die ersten Liebesbriefe hat Sebastian Koch übrigens in Stuttgart bekommen, nicht im Heuss-Jargon verfasst, sondern ganz direkt: „Willst du mit mir gehen?“, auf rosa Papier. „Ich hab die Briefe noch.“ Und wenn mal ganz, ganz viel Zeit sein sollte, vielleicht im hohen Alter, dann wird die Brieftruhe wieder geöffnet.