Sophie Heinig: Autorin und Restauratorin
Tod auf den Wellen: Die Feuerbacherin hat einen historischen Roman im Umfeld der Titanic veröffentlicht.
Schreiben und Restaurieren. Darum dreht sich momentan das Leben der 22-jährigen Sophie Heinig. Die Restaurierungsstudentin an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart kann von ihrer WG in Feuerbach aus zu Fuß zum Studienort durch den Höhenpark Killesberg laufen, was sie sehr genießt und hier täglich die Eichhörnchen zählt. Seit mehreren Jahren schreibt und veröffentlicht sie historische Romane. Im Juni ist ihr aktueller Roman „Tod auf den Wellen“ erschienen, ein historischer Krimi an Bord der legendären Titanic.
Ein Leben für die Kunst: Vom Soldatenfriedhof zur Kunstakademie
Geboren und aufgewachsen ist Sophie Heinig in ihrem geliebten Leipzig. Nach dem Abitur 2019 wollte sie in die große weite Welt und absolvierte ein Auslandsjahr in Lommel in Belgien und arbeitete dort auf einem deutschen Soldatenfriedhof in einer Jugendbegegnungsstätte. Erinnerungskultur und Geschichte interessieren sie, kein Wunder, dass sie gerne historische Romane schreibt. Direkt im Anschluss an den Freiwilligendienst startet sie in Freiberg/Sachsen ein Chemiestudium – und brach es nach vier Wochen direkt ab. „In dieser Zeit wurde bei mir eine schwere Depression festgestellt“, Sophie musste ihr Studium beenden und in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden, es folgte ein Jahr der Selbstorientierung und der Suche nach einer Perspektive. „So bin ich über die Restaurierung gestolpert. „Ich liebe es, mich in ein Objekt so zu vertiefen, bis ich alle Feinheiten, jeden Kratzer, jeden Herstellungsfehler, jede Farbveränderung dahinter erkenne“, sagt die feinfühlige junge Frau.
Historische Romane mit Tiefgang: „Tod auf den Wellen“ und mehr
Und so landete Sophie Heinig in Stuttgart, denn hier kann man an der Kunstakademie Objektrestaurierung studieren. Am Landesmuseum Württemberg machte sie ein Praktikum. „Wenn Sie mal in die Kunstkammer gehen: Da gibt es zwei Pilgerfiguren mit Kokosnüssen auf dem Rücken – kunsthandwerkliche Trinkspielgefäße – die habe ich restauriert. Ich freue mich jedes Mal wieder, sie im Museum zu sehen“, verrät sie.
Mittlerweile ist sie im 4. Semester und merkt immer wieder, dass Restaurierung das Richtige für sie ist. Besonders interessiert sie sich für die Konservierung von Objekten mit erinnerungskulturellen Problemstellungen, etwa aus der NS-Vergangenheit oder Kolonialgeschichte.
In Stuttgart hat sie auch einen Ruderverein gefunden. „Ich habe in Leipzig schon einmal gerudert und konnte das hier wieder aufnehmen. Vom Neckar aus sieht man noch einmal eine ganze andere Seite der Stadt – das gefällt mir sehr gut. Letztens habe ich den Biergarten auf der Karlshöhe entdeckt. Ich glaube, das macht Stuttgart für mich aus: die kleinen, süßen Ecken, die sich dort verstecken, wo man sie nicht erwartet hätte“.
Restauratorin oder Autorin? Sophie Heinig möchte immer beides sein. „Das Schreiben ist für mich ein Hobby im besten Sinne. Natürlich möchte ich es professionell machen und mache es vielleicht auch jetzt schon. Aber ich möchte niemals „nur“ freiberufliche Autorin sein“, allein schon aus ökonomischen Gründen. „Ich merke selbst, dass es Phasen gibt, in denen ich keinen Kopf für das Schreiben habe. Für mich würde meinen Lebensunterhalt mit Schreiben zu verbringen vermutlich den Druck erzeugen, in regelmäßigen Abständen ein Buch veröffentlichen zu müssen. Ich will nicht, dass das meine Kreativität einschränkt.“
Kreativität und Karriere: Sophies Balance zwischen Restaurierung und Schreiben
Sophie hofft, dass sie als Restauratorin arbeiten und trotzdem noch Zeit zum Schreiben finden kann. „Am liebsten würde ich eine Teilzeit-Lösung finden: Ein Teil in der Restaurierung, einen Teil in der erinnerungskulturellen Vermittlung und einen Teil als Autorin.“
Die Ideen für ihre Romane fliegen ihr zu: „Bei ,Tod auf den Wellen’ war es so, dass ich in Leipzig im Panometer zu einer Ausstellung zum Wrack der Titanic war. Und ich habe mich einfach gefragt, was wäre, wenn an Bord der Titanic ein Mord geschehen würde?“ „Gleichzeitig wünsche ich mir, dass meine Romane immer auch ein gesellschaftlich relevantes Thema anschneiden – im Fall von „Tod auf den Wellen“ etwa die sich wandelnde Rolle von Frauen.
Ihren ersten Roman habe sie schon mit 13 Jahren beendet. „Mein Traum war schon immer, mein Buch im Schaufenster zu sehen oder auf der Leipziger Buchmesse zu lesen. Jeden meiner fertigen Romane habe ich daher auch an Verlage gesandt, das war aber auch ziemlich naiv. Nur sind Fantasy-Romane einer 14-Jährigen halt einfach noch nicht so ausgereift. Das denke ich übrigens immer noch über einige meiner frühen Bücher, auch wenn sie inzwischen veröffentlicht sind. „Die Flucht der Bauerntochter“ war mein dritter fertiger Roman und der erste historische (und mit 8000 verkauften Exemplaren auch der bisher erfolgreichste!). Nachdem es auch da mit Verlagen nicht geklappt hat, habe ich ihn auf einer kostenlosen Online-Plattform namens BookRix im Self-Publishing veröffentlicht. Da die Preise dort sehr niedrig sind – meine Bücher dort kosten alle unter 2 Euro – , werden sie natürlich auch schneller gekauft. Als ich mein erstes Buch dort hochgeladen habe mit selbst gebasteltem Cover und ohne gründlichere Rechtschreibkorrektur, hab ich es erstmal ziemlich schnell wieder vergessen. Ein paar Wochen später hat sich dann die Plattform bei mir gemeldet und mir ein kostenloses Cover und Werbung angeboten. Erst da habe ich mitbekommen, dass mein Teenager-Roman über 200 Mal gekauft wurde, ohne dass ich etwas dafür getan habe, das verstehe ich bis heute nicht. Ich habe mit BookRix insgesamt drei eBooks veröffentlicht“, berichtet sie aus dem harten Literaturalltag, in dem die Vermarktung von Büchern über die sozialen Medien eine immer größere Rolle spielt. „Aber – da mag ich altmodisch sein – ich habe mich erst als richtige stolze Autorin gefühlt, als ich mein erstes von einem Verlag gedrucktes Buch in den Händen gehalten habe“, eben den aktuellen Roman „Tod auf den Wellen“, veröffentlicht beim Zeilenfluss-Verlag. „ Ich denke, ich bin glücklich, solange ich Zeit und Möglichkeit zum Schreiben habe und das mit anderen teilen kann.“
Tod auf den Wellen
Verlag: ZEILENFLUSS Verlagsgesellschaft mbH
ISBN: 9783967144246
Preis: 6,99€ (eBook)/ 12,99€ (Taschenbuch)
https://www.zeilenfluss.de/book/sophie-heinig-tod-auf-den-wellen
Foto:privat