Guido Dieringer: Traumziel Nashville

Der Gitarrist und Kontrabassist hat seine erste Country-LP und -CD mit schwäbischen Texten veröffentlicht.

Country mit schwäbischen Texten? Der 2007 verstorbene Hank Häberle hat es vorgemacht. Jetzt gibt es mit Guido Dieringer einen waschechten Stuttgarter, der im Juni seine erste LP und CD mit seiner Countryband „Countringer“ veröffentlicht hat. 13 selbst geschriebene Songs im Stil „schwäbischer Westernswing“, also beschwingte Countrymusik mit schwäbischen Texten, hat er im Country-Mekka Nashville mit den besten Musikern des Genres aufgenommen.

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Guideo Dieringer: Vom Bluesmusiker zum schwäbischen Countrysänger

Guido Dieringer ist in Stuttgart und Umgebung bekannt. Allerdings (noch) nicht als Countrysänger, sondern als Gitarrist und Kontrabassist in Blues und Rock´n´Roll Bands und als Ferienwaldheimleiter im evangelischen Ferienwaldheim Lindental. Ungefähr 50 Auftritte jährlich spielt der 57-jährige auf diversen Veranstaltungen, wie Stadtfesten, Hochzeiten oder Partys.
Er ist ein waschechter Stuttgarter, in Stuttgart geboren und in Korntal aufgewachsen. „Mein Vater ist Zuffenhäuser, meine Mutter Ludwigsburgerin. Mein Opa war einer der ersten Porschemitarbeiter, Anfang der 30er Jahre“, erzählt er. Nach dem Abitur und Zivildienst in Stuttgart studierte Guido Sozialpädagogik. „Fort getrieben aus Stuttgart hat es mich nie“, erklärt Guido, „ist doch schön hier“.
Schon mit 17 trat er das erste Mal mit seiner Schülerband auf einem Straßenfest in Korntal mit Bluesmusik auf. „Also feiere ich dieses Jahr mein 40-jähriges Bühnenjubiläum“, stellte er erstaunt fest, „wahrscheinlich bin ich eine Rampensau“, schmunzelt er.

Mit 40 Jahren Bühnenerfahrung: Dieringers musikalische Reise


1995, im Jahr als sein erstes Kind geboren wurde, landete er als Erzieher in der Kindergruppe Regenbogen in Weilimdorf, wo er bis heute in der Hortbetreuung nachmittags arbeitet. 50 Prozent seiner Arbeitszeit ist Guido Dieringer hauptamtlicher Leiter des evang. Ferienwaldheims Lindental in Weilimdorf. „Meine Jobs haben immer für mich getaugt um nebenher viel Musik machen zu können“, so Dieringer. Denn – so realistisch ist der Musiker – „von der Musik alleine zu leben ist sehr schwer, fast unmöglich.“
Guido Dieringer spielt in vielen Formationen. Zum Beispiel als Kontrabassist bei den „BangBags, einer Rock´n´Roll Show Band. Davor war er lange Jahre bei „Fast Eddys Blue Band“. „Das war meine erste wirklich professionell arbeitende Band“ erklärt Dieringer, „da hab ich viel gespielt und auch viel dazu gelernt. Als Musiker kommt man schon viel rum. Ab und zu hat man auch mit berühmten Musikern zu tun. Ich konnte zum Beispiel  mit dem Schlagzeuger von Frank Zappa spielen oder den Pianisten der Ray Charles Band kennenlernen“, erzählt er aus dieser wilden Zeit. Außerdem spielt Guido in diversen Partybands, die für Hochzeiten, Partys oder runde Geburtstage engagiert werden. „Da haben wir ein großes Repertoire, oft machen wir dann auch ein Wunschkonzert. Songs wie „Atemlos“ oder „Country Roads“ sind da immer dabei“, so Dieringer.

Nashville-Session und schwäbische Mundart: So entstand „Countringer“


Und schließlich sein Country - und auch Mundart-Projekt „Countringer“ das er 2018 gestartet hat. „Ich war schon immer Country Fan. Zum einen wegen den Wurzeln im Blues, aber auch den Geschichten, die Countrymusik erzählt. „Three chords and the truth“, ist der Leitspruch der amerikanischen Country-Musik. Und ganz wichtig ist die Instrumentierung: Mit Gitarre, Geige, Banjo, Mandoline und Pedal Steel Guitar… ich finde das viel charmanter als deutschen Schlager.“
2018 nahm er in Nashville in einer Studio Session mit professionellen US-Musikern die ersten drei Songs auf. 2023 folgten zehn  weitere Songs. „Ich habe mit meiner Frau Ela Urlaub in Nashville gemacht. Zwei Tage davon haben wir im Studio verbracht. Sie hat auf meinem Album den Kontrabass eingespielt, so war es für uns beide ein unvergessliches Erlebnis, mit diesen herausragenden Musikern ein Album aufnehmen zu dürfen“, schwärmt Dieringer.

Schwäbische Schimpfwörter und Westernswing: Ein einzigartiges Album


Und warum schwäbische Texte? „Ich schreibe schon immer Songs, habe mich aber mit Texten immer schwergetan – in Mundart funktioniert es für mich viel besser. Da ist auch immer so ein Augenzwinkern.“ Irgendwann ist dann die Idee entstanden, daraus ein Album mit Countrymusik und schwäbischen Texten zu machen. Das Stück „Maultaschasupp“ war sein Erstes, die restlichen Songs, u.a. „Stuttgart mei Heimat“, „Erfinderlied“, Weilimdorfer Mädle“ oder „Bäuchle“ schrieb er während der Coronazeit.
Das Cover der LP/CD zeigt übrigens Guido Dieringer auf den Schienen der Strohgäubahn zwischen Korntal und Münchingen. Im Hintergrund ist der grüne Heiner zu sehen, (Windrad und Autobahnschilder wurden rausretuschiert) – schöner Lokalkolorit!
„Mir war es wichtig in Form einer echten LP und CD meine Spuren auf dieser Welt zu hinterlassen. Ich erwarte nichts, das habe ich nur für mich gemacht. Wenn es jemandem gefällt, ich ab und zu gebucht werde und damit einen kleinen Erfolg habe, freue ich mich umso mehr“, wird Guido Dieringer emotional.
Die Eltern von ihm sprechen noch Dialekt. Er selbst kann es auch, seine vier erwachsenen Kinder können es, „aber sie pflegen es nicht“. Interessant findet er die vielen schwäbischen Schimpfwörter, die es gibt. „Lombaseggl“ oder „Grasdaggl“, „das sind derbe schwäbische Schprüch – aber mir meinet´s gar net so“, bringt er diese Faszination auf den Punkt, und ist wie der Autor erstaunt darüber, dass wir während des Interviews immer mehr ins schwäbische verfallen. Schwäbisch schwätza isch halt oifach schee!


Die CD und LP Countringer – Schwäbischer Westernswing ist im Onlineshop unter www.countringer.de erhältlich.