1923, Weimarer Republik, das Jahr der Hyperinflation, ein Laib Brot kostet mehrere Milliarden Euro. 1923 wurde Eugen Bolz Innenminister von Württemberg, das Amt übte er zehn Jahre, bis 1933, aus, bevor die Nazis ihn aus dem Verkehr zogen und übel mitspielten.

Eugen Bolz wird am 15. Dezember 1881 als 12. Kind der Kaufleute Bolz in Rottenburg am Neckar geboren. Am Stuttgarter Karlsgymnasium machte er Abitur und studierte Rechtswissenschaft in Tübingen, Bonn und Berlin. 1912 wird Bolz Abgeordneter der Zentrumspartei im Deutschen Reichstag und zusätzlich 1913 im Württembergischen Landtag. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ist er Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung sowie der Nationalversammlung von Weimar. 

Ab 1923 ist Bolz Innenminister 

1919 - 1923 hat Bolz das Amt des Württembergischen Justizministers inne. 1920 heiratet er die Oberlehrerin Maria Hoeneß. Von 1923 bis 1933 ist Eugen Bolz Innenminister und ab 1928 Staatspräsident von Württemberg.

Nach der Reichstagswahl und der Machtübernahme durch die NSDAP verliert Bolz am 15. März 1933 sein Amt. Am 19. Juni 1933 wird er nach dem Besuch der heiligen Messe in der Eberhardskirche durch die Politische Polizei im Hotel Silber verhört. Die anschließend von den Nationalsozialisten inszenierten Ausschreitungen gegen Bolz dienen als Vorwand, um ihn auf der Festung Hohenasperg in „Schutzhaft“ zu nehmen.  Im Europäischen Hof neben der Eberhardskirche trifft er sich regelmäßig zum vertraulichen Austausch mit politischen Freunden, unter anderem mit dem Pfarrer der Eberhardskirche und Stadtdekan Prälat Rudolph Spohn. Ab 1941 gehört er zu Carl Goerdelers geheimem Widerstandskreis.

Im Mai 1944 erklärt sich Bolz bereit, in einer neuen Reichsregierung das Amt des Kultusministers zu übernehmen. Nach dem gescheiterten Hitler-Attentat von Claus Schenk von Stauffenberg (1907–1944) am 20. Juli 1944 wird Eugen Bolz am 12. August 1944 verhaftet und in den folgenden Monaten in Berlin unter Folter verhört, bevor ihm mit anderen Männern des Widerstandes vor dem Volksgerichtshof der Prozess gemacht wird.

Wegen Hochverrat zum Tode verurteilt

Am 21. Dezember 1944 wird Bolz wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Nach dem Besuch an Silvester 1944, bei dem seine Frau ihm die heilige Kommunion in die Todeszelle bringt, schreibt sie: „Zu unserem Staunen trat er uns sehr gefasst entgegen. Sein Wesen ist ganz vergeistigt. Er ist so innerlich geworden, dass man förmlich fühlt, er lebt ganz in Gott.“ Am 23. Januar 1945 wird Eugen Bolz im Gefängnis Berlin-Plötzensee enthauptet. 

Eugen Bolz war ein christlicher Politiker und ein politischer Christ. Beides war für ihn untrennbar. Das fasst das (gekürzte) Zitat, das an der neuen Gedenkstätte an der Eberhardskirche in der Königstraße zu lesen ist und einer 1924 in Bad Waldsee gehaltenen Rede entstammt („Politik ist nichts anderes als praktisch angewandte Religion“), zusammen. 

Rottenburg, die Geburtsstadt von Eugen Bolz, und Stuttgart, die Stadt seines politischen Wirkens als Minister und Staatspräsident, halten die Erinnerung an Eugen Bolz wach.

In Stuttgart erinnert die zentrale Bolzstraße an ihn, wo sich an der Seite des Königsbaus eine von Alfred Hrdlicka (1928–2009) gestaltete Bronzeplastik befindet. Büsten von Fritz von Graevenitz (1892–1959) befinden sich im Staatsministerium sowie im Landtag von Baden-Württemberg, wo jeweils Räume nach Bolz benannt sind. Im Innenministerium ist eine von Olga Waldschmidt (1898–1972) geschaffene Büste zu sehen.

Über die neue Gedenkstätte hinaus weisen eine ebenfalls von Ralf Ehmann gestaltete Bronzebüste im Haus der Katholischen Kirche sowie der nach ihm benannte Veranstaltungssaal auf Eugen Bolz hin. Bei der Erweiterung des Geläuts der Domkirche wurde eine der  neuen Glocken Eugen Bolz  gewidmet, diejenige  mit dem Ton a‘  mit der Umschrift „Selig, wer in der Prüfung standhält. Er wird die Krone des Lebens empfangen“. 

An der Adresse des Stuttgarter Wohnhauses der Familie Bolz ist eine Gedenktafel angebracht. Im Lern- und Gedenkort Hotel Silber, der früheren Gestapo-Zentrale, wird ebenfalls an ihn erinnert. 2015 wurde das Seligsprechungsverfahren für Bolz  eröffnet. Bereits jetzt befindet sich in der römischen Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel, der Gedenkkirche für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts, die kleine Hostientasche, mit der Bolz’ Ehefrau Maria dem zum Tod Verurteilten die heilige Kommunion ins Gefängnis Plötzensee gebracht hatte.

Info: Eugen Bolz, Sohn einer alteingesessenen, katholischen Handwerkerfamilie und zwölftes von dreizehn Kindern, wurde am 15. Dezember 1881 in Rottenburg am Neckar geboren. Von 1896 bis 1900 besuchte er das Karlsgymnasium in Stuttgart. Von 1900 bis 1905 studierte er Jura in Tübingen, Bonn und Berlin. 1909 legte er die 2. höhere Justizdienstprüfung ab und wurde Assessor bei der Staatsanwaltschaft in Stuttgart. 1912 wurde er Reichstags- und 1913 württembergischer Landtagsabgeordneter der katholischen Zentrumspartei. Schon als 31-Jähriger saß er als Zentrumsabgeordneter im Reichstag und im württembergischen Landtag. 1919 übernahm er in der neuen Weimarer Republik das Amt des Justizministers und wurde 1923 zum Innenminister berufen. Von 1928 bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 übte er in Stuttgart das Amt des württembergischen Staatspräsidenten aus.
Seit 1920 war er mit Maria Hoeneß verheiratet. Sie hatten eine Tochter.