„Ruhe – wir drehen!“

Die SOKO Stuttgart feiert ihre 400. Folge in der 17. Staffel, die derzeit gedreht wird. Ein Setbesuch in den Studios der Bavaria Fiction im Römerkastell in Bad Cannstatt.

Römerkastell- Blackout in Stuttgart und ein aufsehenerregender Einbruch: Die „SOKO Stuttgart“ dreht gerade ihren 400. Krimifall als spannende Doppelfolge. In der Episode mit dem Arbeitstitel „Dunkelheit“ wird Stuttgart von einem großflächigen Stromausfall überrascht, ein Ablenkungsmanöver von Einbrechern, die diesen für einen groß angelegten Coup nutzen, um in das Museum im Alten Schloss Stuttgart einzudringen und dort kostbare historische Ausstellungsstücke zu rauben. Bis es zu einem Zwischenfall kommt...
Als Episodendarsteller konnten für die Jubiläumsfolge Senita Huskic, Mai Duong Kieu, Wilfried Hochholdinger, Bülent Sharif, Merlin Leonhardt und Vincent Krüger gewonnen werden. Regie führt Rainer Matsutani, die Kamera verantwortet Gerhard Schirlo.

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Der Stuttgarter Comedian Öscan Cosar und Blindensportler Mulgheta Russom in schwäbischen Gastrollen

Durch den Stromausfall haben die Menschen in der Stadt mit allerlei Problemen zu kämpfen. Das führt zu einer berührenden Nebenhandlung: „Schrotti“ (gespielt von Michael Gaedt) und Mulgheta Russom, Stuttgarter Blindenfußballer und erster blinder Fitnesstrainer Deutschlands, (spielt sich selbst) helfen einer hochschwangeren Frau den Weg ins Krankenhaus zu meistern.
In der überfüllten Klinik treffen sie auf einen übereifrig-gehorsamen Security-Mann – gespielt vom Stuttgarter Comedian Özcan Cosar – der der illustren Runde aufgrund seiner Anweisungen zunächst den Weg versperrt, sich aber dann doch erweichen lässt.
Und diese Szene wird im „SOKO Stuttgart“-Studio im Römerkastell bei Bavaria Fiction unzählige Male aus verschiedenen Perspektiven gedreht. Rundum ein Ameisenhaufen, bestehend aus zirka 60 Personen verschiedener Gewerke, wie Kamera, Ton, Licht, Ausstattung, Maske oder Kostüm – was zu so einer Fernsehproduktion eben dazugehört.
Wie aus dem Schächtele hergerichtet ist die Szene am Krankenhausbett, um die sich die Protagonisten um die frisch entbundene Mutter, gespielt von Mai Duong Kieu, scharen. Rundum ist alles nicht ganz so schick, aber das sieht der Fernsehzuschauer ja nicht.

Klar, dass man mit Özcan Cosar als Comedian eine Prise Humor in die Schlussszene der Jubiläumsfolge einarbeitet. „Karl-Heinz“ (Schrottis Vornamen) möchte die junge Mutter ihr Baby nicht nennen – so viel sei hier verraten.
„Die Schauspielerei ist etwas ganz anderes als das, was ich als Comedian mache, beides zwar auf der Bühne, aber zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ich habe versucht, mich in die Rolle einzufinden, dass ich hier Kevin heiße, hat mir zu schaffen gemacht“, witzelt Schauspiel-Novize Özcan Cosar. Wie er sich auf die Rolle vorbereitet hat? „Ich habe vorher Ingwer-Jasminblütentee getrunken! Nein, Spaß, ich habe den Text gelesen“, wird der Stuttgarter Comedian wieder ernst. Sein Traum sei es, mal einen Psychopathen zu spielen.
„Es macht super Spaß“, ergänzt Mulgheta Russom. Seine größte Herausforderung bei seiner Schauspiel-Premiere war „nicht plötzlich loszulachen“ und weiter: „Ich liebe die Herausforderung und bin gespannt, was da noch kommt. Vielleicht schwäbisches Hollywood nach meiner Sportkarriere“, lacht der Blindenfußballer und Fitnesstrainer des MTV Stuttgart.

Regisseur Rainer Matsutani hat alles im Griff

„Kann man die Bettdecke etwas schöner legen“, kommt es dann von der Regie. „Und nicht ins Sichtfeld der Schauspieler treten – die sind sonst abgelenkt“, rügt der Setaufnahmeleiter die anwesenden Zuschauer. „Ruhe, wir drehen!“ tönt es mehrmals. Mucksmäuschenstill wird es rund um das Set dann. Sobald die Szene im Kasten ist, fängt dann das große Wuseln an. Die Kamera nimmt eine neue Position ein, um die Szene nochmals aus anderem Blickwinkel gedreht und hinterher zusammengeschnitten. Regisseur Rainer Matsutani spricht zwischen den Szenen mit den Schauspielern, was sie verbessern können: „Geh mit Deinem Gewicht zurück auf den rechten Fuß“, weist er Michael Gaedt an. Die Visagistin pudert nochmal schnell die Gesichter ab und weiter geht’s im Dreh.
6,5 Drehtage sind für eine Folge vorgesehen, 2,5 Tage im Außendreh, 4 Tage im Studio, für eine Folge müssen 40 bis 45 solcher Szenen gedreht werden, es werden immer vier Folgen am Stück als Block abgedreht, verrät Pressesprecherin Franzi Hoffart.

Tolle Quote: SOKO Stuttgart hat jeden Donnerstag 3,5 bis 4 Millionen Zuschauer

„Das Format des Vorabendkrimis – also die Ausstrahlungszeit um 18 Uhr – bestimmt auch den Inhalt mit. Wir erzählen so genannte „Feel-Good Krimis“, in denen es nicht zu brutal und düster zugeht. Es kommen keine Kinder und Tiere zu Schaden, es handelt sich meistens um Affekttaten und wenn der Fall gelöst ist, ist die Welt wieder in Ordnung. Viele Menschen sind Fans dieser leicht verdaulichen Krimigeschichten – Jugendliche genauso wie Rentner, das zeigen die Fan-Kontakte,“ bestätigt Franzi Hoffart. „Das spiegelt sich in unseren Quoten wider. Mit knapp 3,5-4 Mio. Zuschauern jeden Donnerstag und einem Marktanteil von ca. 20 % stehen wir sehr gut da. Zudem möchten wir regionale Geschichten mit Lokalkolorit erzählen, um uns von den anderen SOKO-Formaten abzugrenzen“, so Franzi Hoffart. Die visuelle Erzählweise der „SOKO Stuttgart“ sei im Laufe der Jahre moderner geworden. „Wir legen großen Wert auf aktuelle und sozialkritische Themen sowie Diversität. In der 17. Staffel behandeln wir zum Beispiel Themen wie Sorgerechtsstreitigkeiten, Transsexualität und traditionelle Rollenbilder. Wir haben schon in einem Sindelfinger Indoor-Spielplatz und auf dem Sonnenhof in Mühlhausen gedreht“, verrät Hoffart.

Komparsen können sich bewerben

Heute sind 30 Komparsen am Set unterwegs, in dieser Szene z.B. eine Krankenschwester und ein Krankenhausbesucher, die später im Hintergrund durch den Krankenhausgang laufen werden. Wer mag, kann sich bei Bavaria Fiction dafür bewerben.
Die Aufnahmen des Einbruchs in das Alte Schloss für die 400. Jubiläumsfolge fanden Ende März bei Nacht im Alten Schloss und auf dem Stuttgarter Schillerplatz statt, diesmal mit den beiden Hauptdarsteller Astrid M. Fünderich und Peter Ketnath. „Cut – perfekt“ ruft dann Regisseur Rainer Matsutani. Und weiter geht’s zur nächsten Szene, Zeit ist Geld!

Gut zu wissen

15 Autoren aus Stuttgart und ganz Deutschland schreiben die Drehbücher für die SOKO Stuttgart. „Eine Voraussetzung ist immer der Stuttgart-Bezug“, weiß Franzi Hoffart, selbst Dramaturgin. Von der Idee bis zur Endfassung des  fertigen Drehbuchs kann es ein halbes Jahr dauern. Die Krimiserie wird seit 2009 von der Bavaria Fiction in Stuttgart und Umgebung im Auftrag des ZDF gedreht, die 400. Folge der 17. Staffel mit dem Arbeitstitel „Dunkelheit“ wird voraussichtlich im Dezember 2025 ausgestrahlt.
Wer sich als Komparse bewerben will, schreibt  eine Mail an komparsen.soko@bavaria-fiction.de mit einem kurzen Text,  Name, Alter, Telefonnummer, Gesicht- und Ganzkörper-Fotos.