Deine grüne Männle regieret jetzt ungeniert!
2003 verstarb Stuttgarts schwäbische Blues-Legende Wolle Kriwanek – Der gebürtige Stammheimer hat mit „Ufo“ oder „Stroßaboh“ Rockgeschichte geschrieben.
Auch 21 Jahre nach seinem überraschenden Tod ist Stuttgarts schwäbischer Kult-Bluessänger Wolle Kriwanek unvergessen. Seine schwäbischen Songs kann man heute noch auswendig mitsingen. Wolle Kriwanek hat viel für den schwäbischen Dialekt getan.
Wer hört die Melodie von „Guck, guck, i han a Ufo gsäh“ aus dem Jahr 1977 noch in seinem Kopf: „Guck, guck, i han a Ufo gsäh, guck, guck, dort überm Wald isch’s gewä. Guck, guck, i han a Ufo gsäh, ganz deutlich ond au ziemlich lang...“ Weil Kriwanek die grünen Männle im Ufo auf Hochdeutsch anspricht, weisen sie ihn zurecht: „Komm, schwätz weiter Schwäbisch, wie mir au!“
Oder sein Straßenbahn-Song: „I muas di Schdrosaba no griaga, bloß dr Fenfer bringt mi hoim.“ Längst ist eine Straße in Stuttgart-Stammheim – zu der damals der berühmte „Fünfer“ fuhr – nach Kriwanek benannt.
Guck, guck, i han a Ufo gsäh"...
Auch die A-cappella-Gruppe Die Füenf haben vor vielen Jahren einmal eine Tournee komplett der Schwabenlegende Kriwanek gewidmet. Vor ihm verneigten sich die Stuttgarter Musikkomiker, indem sie damals in schwäbischer Mundart zu hören waren.
Damals waren auch weitere, teils unbekanntere Kriwanek-Songs. „Man wird erstaunt sein, wie groß der Comedian in Wolle Kriwanek war, wie viel Humor in seinen Texten steckt und wie wundervoll Kriwanek-Kreationen sich unserem Bühnenkonzept einfügen“, schwärmten damals die Musiker von Kriwanek.
Wolle Kriwanek wurde 1949 in Stammheim geboren und wuchs dort auch auf. Kriwanek verband als einer der ersten Musiker Deutschlands Blues und Rockmusik mit dem schwäbischen Dialekt. Nach seinem Abitur 1969 in Stuttgart studierte er Englisch und Geografie in Ludwigsburg.
Im wirklichen Leben war er Sonderschullehrer
Er unterrichtete bis zu seinem Berufsmusikerdasein als Sonderschullehrer. Mitte der 1980er kehrte Wolle Kriwanek in seinen ursprünglichen Beruf als Lehrer zurück, mit neuem Wohnsitz in Backnang.
Er starb unerwartet am 20. April 2003 am Bruch einer Schlagader, der auf eine angeborene Herz-Gefäß-Schwäche zurückging, die zu seinen Lebzeiten unentdeckt geblieben war. Kriwanek war verheiratet und hat einen Sohn.
Sein erster Hit war „Reggae Di uff“. Ende der 1970er bis Anfang der 1980er brachte er mit Paul Vincent mehrere LPs heraus, meist als „Wolle Kriwanek & Schulz Bos“.
Zu jener Zeit entstand das Lied „Stroßaboh“, eine musikalische Hetzjagd nach der letzten Straßenbahn der Linie 5, die an diesem Abend jedoch ohne den Sänger abfährt („dann lauf i halt hoim – leck mi am Arsch!“). In einer englischen Version erreichte der Song in der Verkaufshitparade des Vereinigten Königreichs den 10. Platz. 1977 folgte sein Zeitgeist-Smash-Hit „Ufo“, bei dem ein Wanderer von einer Fliegenden Untertasse überrascht wird.
In Stammheim gibt's die Wolle-Kriwanek-Straße
Für mehrere sportliche Anlässe hat Kriwanek die Musik beigesteuert, so den Titel „Ready, Steady, Go!“ für die Leichtathletik-Europameisterschaften 1986 in Stuttgart, einen Song für die „Silver Arrows“ von Mercedes in der Formel 1 und den Titel „Stuttgart kommt!“ für den VfB Stuttgart.
Am 18. Mai 2009 wurde in Stammheim die Wissmannstraße, in der Wolle Kriwanek aufgewachsen ist, umbenannt in Wolle-Kriwanek-Straße. Unvergessen – Wolle Kriwanek!
Kriwanek-Songs
Wer mal wieder Lust auf Wolle-Kriwanek-Songs bekommen hat: Im Rahmen der Cannstatter Mundarttage 2025 spielt am 28. Mai 2025 Acoustic Storm, Jürgen Sturm & Mary Jane, schwäbische Songs in der Begegnungsstätte Cannstatter Brücke beim Evangelischen Verein e. V. in der Wilhelmastraße 3, um 15 Uhr, Lieder von Wolle Kriwanek und Jürgen Sturm, in Verbindung mit ’s Dudelsäckle e. V. Im Programm sind auch „Ufo“ bis „Deine Grüne Männlâ“. Eintritt frei, ein Künstlerhut geht um.