Glück und Glas, das ist doch was!
Vom zerbrechlichen Material, sämtlichen Berufen drumherum und der Tradition eines uralten Handwerks hat Inhaber Rolf Bay bei Gaiser und Fieber in Esslingen berichtet – Außerdem haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein kleines Glasbild gemacht
Handwerk gibt’s nicht mehr? Pustekuchen – in Esslingen feiert das Traditionsunternehmen Gaiser und Fieber in diesem Jahr 110. Bestehen. Und beim dritten Ausflug der gemeinsamen Kooperation der Wochenblätter und des Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) staunen die Gewinnerinnen und Gewinner dieser Tour, die nach Esslingen führt, nicht schlecht. Zunächst ist da ein altes Ambiente im Backsteinbau, das stellvertretend für viele Zünfte in der Stadt am Neckar steht. Dann gibt es da den Bezug nach Stuttgart, wo die Fabrik nach 88 Jahren weggezogen war. Und dann ist da noch Rolf Bay, der 1992 die Firma übernahm.
„Mein längster Vortrag hat mal drei Stunden gedauert“, sagt der Glasermeister und Kunstglaser Rolf Bay. Es ist faszinierend, welche Geschichte das zerbrechliche Material hat. Dass es Glashütten überall dort gab, wo Wald existiert, davon hat man schon gehört. Dass man in Ägypten schon mit Glas handelte, ist wohl ebenso nicht verwunderlich. Aber haben wir die Vorstellung eines römischen Gebäude mit Glasfenstern drin? Wohl eher nicht.
Rolf Bay berichtet neben der Historie auch vom Glasschneiden, vom Unterschied zwischen Glasmaler, Kunstglaser und Glaser. Imposant ist es, wenn der 61-jährige Meister, der sieben Mitarbeiter hat, ein farbiges Rohrglas in den Händen hält. „Beim Formen sind fast keine Grenzen gesetzt.“ Dünn werden kann Glas bis zur Zerbrechlichkeit. Bei der Dicke können 19 Millimeter nicht überschritten werden.
Im Anschluss an den Vortrag, bei dem alle Teilnehmenden auch Fragen stellen dürfen, darf ein kleines Glasbild selbst gelegt werden, das dann gebrannt wird und in 14 Tagen wieder abgeholt werden kann.
Im Verkaufsraum könnte man sich ewig umschauen.
Rotkehlchen entdeckt man da ebenso wie Rosen, Seifenablagen, Schmetterlinge oder einen Storch.
„Irgendwann sind alle Kirchenfenster renoviert und restauriert“, sagt Rolf Bay zum Abschluss. Der gelernte Glas- und Porzellanmaler und sein Team haben neben dem alten Handwerk auch Glas im Sanitärbereich oder Glasveredelung im Portfolio. Leider muss am Ende die Geschichte von mancher Butzenscheibe in der Werkstatt, von Glasfenstern aus Künstler- und Künstlerinnenhand unerzählt bleiben. Nach dem Mittagessen gehen einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch mit in die Frauenkirche, wo es im Frauenfenster von Hans Gottfried von Stockhausen mit Eva oder Maria, dem Baum des Lebens unendlich viel zu entdecken gibt.
Mehr über die Ausflüge
Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) und das Wochenblatt haben zu den Ausflügen in der Region Stuttgart mit Leser und Leserinnen 60+ aufgerufen. Die Werkstatt Gaiser und Fieber war das Ziel der dritten Tour, die nach Esslingen führte. Noch drei Ausflüge folgen. Außerdem wird am Ende der Aktion ein Deutschlandticket verlost.
Wer selbst mal eine Führung bei Gaiser und Fieber buchen möchte, findet Infos unter www.gaiserundfieber.de. Am 25. und 26. November findet der Adventsmarkt statt.