Heiko Ruprecht: Mit dem Rad zur Probe

Der „Bergdoktor“-Fernsehstar spielt im Stück „Die Tanzstunde“ einen autistischen Professor.

Vor sieben Jahren, 2017, hatte Heiko Ruprecht sein letztes Gastspiel in Stuttgart, damals in der Komödie im Marquardt. Jetzt kommt der 51-Jährige nach Stuttgart zurück, um  bis 9. März im Stück „Die Tanzstunde“ im Alten Schauspielhaus die Rolle des autistischen Professor Ever Montgomery zu spielen. Wir treffen ihn mitten in den Probearbeiten in seiner Garderobe zum Interview.
Wird der Fernsehstar, der in der ZDF-Serie „Der Bergdoktor“ den Hans Gruber, Bruder vom Bergdoktor Martin Gruber, spielt, auf den Stuttgarter Straßen erkannt? „Ja, das kommt  vor, schließlich schauen uns bis zu sechs Millionen Zuschauer pro Folge zu, da bleibt ein Erkennen auf der Straße nicht aus“, so Ruprecht. Während seiner zweieinhalb Monate Gastspielzeit in Stuttgart – sechs Wochen Probenarbeiten, fünf Wochen Laufzeit des Stücks – hat Heiko Ruprecht in einer Theaterwohnung in Halbhöhenlage sein Domizil aufgeschlagen. Besonders gefällt ihm, dass er dieses Mal ein Fahrrad zur Verfügung hat, mit dem er leicht zu den Proben und zurück fahren kann.
Den Text für „Die Tanzstunde“ hat Ruprecht schon seit Oktober fleißig geübt, der sitzt schon. „Ich gehe ja schon seit 2019 mit dieser Rolle in Stuttgart schwanger, doch dann kam etwas namens Corona dazwischen“, schmunzelt er. Nun freut er sich riesig auf die Rolle. Sein Schauspielerkollege Oliver Mommsen – den er witzigerweise bei den Dreharbeiten zum Bergdoktor kennengelernt hat – spielt die Rolle des Professors Montgomery auf Tournee. Dieser ist hochintelligent und hat das Asperger-Syndrom, möchte am liebsten keinen Körper- und Augenkontakt. „Ich hatte im Leben schon ein paar Begegnungen mit Autisten, z. B. bei meinem Highschooljahr in Ohio mit meinem Klassenkameraden Chad. Der hatte so seine Eigenheiten, aber ich mochte ihn sehr. Ich fand das immer sehr spannend“, so Ruprecht. „Wir haben ja alle so unsere autistischen Anteile, das kommt übrigens auch in dem Stück heraus“, verrät er.
Heiko Ruprecht ist nicht nur Fernsehstar, sondern ein renommierter Theaterschauspieler: Von 1993 bis 1996 absolvierte er eine Schauspielausbildung am Salzburger Mozarteum und spielte viele Theaterengagements.  Erste Erfahrungen vor der Kamera machte Ruprecht ab 1997, u. a. spielte er in den Serien „Derrick“, „Der Alte“, „Samt und Seide“, „Forsthaus Falkenau“ und „Die Rosenheim-Cops“, dann seit 2008 „Der Bergdoktor“. Dort ist er von Anfang an dabei. Acht Folgen werden pro Jahr am Wilden Kaiser gedreht, mittlerweile läuft die 17. Staffel, alle mit Heiko Ruprecht.
Gedreht wird der Bergdoktor immer von Mai bis Dezember, das heißt von Weihnachten bis Mai hat Ruprecht Luft für andere Schauspiel- und Theaterprojekte wie jetzt „Die Tanzstunde“ im Alten Schauspielhaus.
„Ich fühle mich sehr wohl in Stuttgart, verbinde mit der Stadt  viele Kindheitserinnerungen“, erzählt er. Seine Oma floh in den 1950er-Jahren aus Quedlinburg und landete in Stuttgart, genauer in der Beuthener Straße in Bad Cannstatt. Seine Lieblingstante Karin wohnt heute noch in Schorndorf.
Seine Mutter verbrachte vor ihrer Heirat in Stuttgart ihre Kindheit, Schul- und Studienzeit, bevor sie
mit Heikos Vater nach Lindau zog, wo der Schauspieler auch aufwuchs. Trotzdem verbrachte er sehr viel Zeit bei seiner Oma in
Bad Cannstatt. „Ich erinnere mich, dass ich als 10-jähriger Bub regelmäßig zum Trainingsplatz des VfB Stuttgart ans Neckarstadion gelaufen bin und dort mit den Autogrammen
von Hansi Müller, Karl Allgöwer, den Förster-Brüdern und Jürgen Klinsmann mein Autogrammbuch gefüllt habe, auf das ich sehr stolz war“, so Ruprecht.
Die Wilhelma, der Kurpark, der Weg von Cannstatt über den Neckar in den Schlossgarten – diese Bilder sind Heiko Ruprecht noch im Kopf. „Stuttgart hat in Deutschland ja
nicht den besten Ruf – völlig zu unrecht!“, findet er. Die Stuttgarter seien freundlich, er habe die Stadt ins Herz geschlossen. Dagegen wirke München und die Münchner auf ihn manchmal fast schon ruppig, verrät er.
Seinen Lebensmittelpunkt hat Heiko Ruprecht in der Nähe von München. Besonders freut er sich auf eine Stippvisite seiner Familie, Frau und zwei Töchter, wahrscheinlich in den Faschingsferien. Seine Töchter lieben es, die Atmosphäre im Theater, in der Garderobe aufzusaugen.
„Familie steht bei mir an erster Stelle, aber ich mache auch gern Sport, spiele Tennis, Fußball, laufe, fahre Ski und mache sehr gern alle Arten von Bergsport“, erzählt Ruprecht.
Zur Schauspielerei kam er
übrigens durch eine Deutschlehrerin, die ihn zur Teilnahme am Vorlesewettbewerb animierte. Dabei merkte er, „dass ich das ganz gut kann, da habe ich Blut geleckt. Beim Bundesentscheid in Frankfurt habe ich dann zum Beispiel aus ‚Karlsson vom Dach’ vorgelesen“, schmunzelt er.
Exzessive Selbstvermarktung geht Heiko Ruprecht gegen den Strich. „Da bin ich bewusst vorgestrig, aber ich mag nicht permanent auf den sozialen Netzwerken kommunizieren.“
Da möchte er lieber, dass die Leute in seine Theatervorstellungen kommen. „Die Tanzstunde“ läuft vom 2. Februar bis 9. März im Alten Schauspielhaus Tickets unter Telefon 07 11 / 22 77 00, www.schauspielbuehnen.de.