Timothy Peach: Kurz und fruchtig
Der deutsch-englische Fernsehstar spielt noch bis 17. März im Stück „Die Kehrseite der Medaille“.
Das ist doch...richtig! Timothy Peach, bekannt aus dem Fernsehen und derzeit bei etwas Glück in Stuttgarts Stadtmitte auch mal auf der Straße zu sehen. Denn der deutsch-englische Schauspieler mit dem jungenhaften Charme spielt noch bis zum 17. März in der Komödie im Marquardt im Stück „Die Kehrseite der Medaille“ unter der Regie von Pascal Breuer die Rolle des Daniel. „Viele kennen mich noch aus dem Fernsehen. Kürzlich bat mich eine junge Frau um ein Autogramm. Es sei aber nicht für sie, sondern für ihre Oma“, erzählt er schmunzelnd.
Ehefrau Nicola Tiggeler spielt auch im Stück seine Frau
Im Stück hat Daniel ohne das Wissen seiner Frau Isabelle – gespielt von Ehefrau Nicola Tiggeler, bekannt aus „Sturm der Liebe“ – seinen guten Freund Patrick – gespielt vom „Lindenstraßen“-Star Martin Armknecht – zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Patrick hat seine Ehefrau verlassen und taucht mit jugendlicher neuer Freundin auf. Dumm nur, dass Patricks Ex-Frau die beste Freundin von Daniels Frau Isabelle ist. Sie wittert Gefahr, dass Daniel auf ähnlich dumme Gedanken kommen könnte... Und hier kommt nun der Clou. Das Publikum hört nicht nur die höflichen Gespräche der Paare, sondern auch deren „Kehrseite“ – die heimlichen, nicht immer sehr netten Gedanken, die jeder einzelne der vier wohlweislich verschweigt. „Dieses A-Part-Sprechen – das Beiseitesprechen macht großen Spaß, wir vier bedienen uns hier aus der Theaterkiste und es sind viele unkonventionelle Sachen entstanden. Ich liebe den direkten Kontakt zum Publikum. Die Leute lieben, was wir machen, vergessen zwei Stunden lang ihre Sorgen und kommen mit einem Grinsen heraus. Das Stück macht uns und dem Publikum einen Riesenspaß“, schwärmt Timothy Peach. Das Stück ist eine Koproduktion der Schauspielbühnen in Stuttgart mit dem Tourneeunternehmen Landgraf, das die Rechte auf den Autor Florian Zeller hat.
Timothy Peach ist mit sanftem Blick und zupackender Hand zur Stelle
Der gut aussehende Neu-Sechziger Timothy Peach hat sich als Arzt, Adeliger, Schwiegersohn, Lehrer, Soldat und immer wieder Geliebter in Fernsehfilmen und Serien einen Namen gemacht. Seine Domäne ist das romantische Melodram, ebenso hintergründige Familienfilme, der Heimatfilm, Romanzen und Komödien, in denen er mit sanftem Blick und zupackender Hand zur Stelle ist. Timothy Peach war häufig an der Seite von Christine Neubauer zu sehen, erstmals 1991 in der Serie „Löwengrube“, da spielt er einen Kriegsheimkehrer. Es folgten unzählige Fernsehrollen, z.B. in „Soko Kitzbühel“, „Der letzte Zeuge“ „Der Bulle von Tölz“, „Der Bergdoktor“, „Das Traumschiff“, „Praxis Bülowbogen“ und vielen mehr.
Timothy Peach, der von seinem Namen sagt, er sei „kurz und fruchtig, so fruchtig wie echt“, ist 1963 in München als Sohn eines britischen Vaters geboren und aufgewachsen, der bei Siemens arbeitete. Zu seinen prägenden Erlebnissen gehörte nach dem Abitur 1982 ein zehnwöchiger Aufenthalt in Sri Lanka. Seither liebt er die indische Kultur. 1983/84 studierte Peach an der Ludwig-Maximilians-Universität München Germanistik, Geschichte und Theaterwissenschaft, und von 1984 bis 1987 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. „Nach elf Absagen von anderen Schauspielschulen hat mich Stuttgart genommen, wir waren nur zehn im Jahrgang, so bin ich in Stuttgart gelandet. Dort hatte ich tolle Schauspiellehrer“, erinnert sich Peach an seine Ausbildungszeit. „Ich habe die Solitude und die Bärenseen geliebt und natürlich das Stuttgarter Ballet, damals mit Marcia Haydee in seiner Hochblütezeit. Die Wochenenden habe ich bei meiner Freundin in München verbracht, das ist ja nicht allzuweit. Mein erstes Stück, für das ich bezahlt wurde, war das Skandalstück „Der Klassenfeind“, das habe ich im Theaterhaus Wangen gespielt“, erinnert sich Peach an seine Stuttgarter Zeit. Jetzt freut er sich während seines Stuttgart-Gastspiels darauf, was sich in der Stadt alles verändert hat.
Text lernt er beim Bersteigen oder auf dem Rad - früher war er leidenschaftlicher Motorradfahrer
Von 1989 bis 1991 war er festes Mitglied des Ensembles am Stadttheater Augsburg. „Dort stimmte die Chemie zwischen mir und dem Oberspielleiter nicht, der arbeitete immer gegen mich und gab mir keine Rollen mehr. Seither war ich immer als freischaffender Schauspieler tätig“.
Timothy Peach ist seit 1993 mit Schauspielerin Nicola Tiggeler verheiratet, mit der er eine Tochter und einen Sohn hat. Sie sind Botschafter des SOS-Kinderdorf e.V. und stehen gerne gemeinsam auf der Bühne.
Lange hat Peach gegen sein jungenhaftes, charmantes Image angekämpft – aber warum eigentlich? Heute steht er zu seinen Stärken. In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger um den Schauspieler geworden, die Fernsehrollen seltener. „Ich habe so tolle Theaterangebote bekommen, da konnte ich nicht nein sagen – zum Beispiel „Ziemlich beste Freunde“ mit über 400 Vorstellungen“, sagt Peach.
"Ich baue auf eine Alterskarriere, und Theater werde ich immer spielen"
Text lernen macht er am liebsten beim Bergsteigen oder auf dem Rad. Früher fuhr er leidenschaftlich gern Motorrad – „aber die Zeiten sind vorbei“ –, täglich geht er ins Fitnessstudio. Die Schauspielerei hält ihn körperlich und geistig fit. Auch fürs Alter haben er und seine Frau gut vorgesorgt. „Ich baue auf eine Alterskarriere, und Theater werde ich immer spielen“, schmunzelt er.
Bis zum 17. März spielt Peach noch in Stuttgart „Die Kehrseite der Medaille“, es wurde bereits in Köln, Düsseldorf, Essen, Hamburg gespielt, nach Stuttgart zieht das Stück weiter nach München. Dort kann Timothy Peach dann mit dem Rad zu den Proben und Aufführungen fahren, darauf freut er sich schon. Jetzt muss er aber schnell heim in seine Theaterwohnung in Theaternähe und sich noch was kochen. Vor dem Auftritt am Abend macht er dann noch ein Powernapping, bevor es auf die Bretter geht, die für ihn die Welt bedeuten.
Tickets gibt’s unter www.schauspielbuehnen.de