Tauchtipp: „Mehr ausatmen und nicht so viel zappeln“

Die DLRG Stuttgart bildet zum Rettungsschwimmer aus – Tauchen, schleppen, sich aus Würgegriffen befreien und am Ende Ertrinkende retten zu können – Das bringt so manchen Teilnehmer an seine Grenzen – mit Happy End!

Wie nähert man sich einem panischen Ertrinkenden?  „Ich warte, bis er bewusstlos wird.“ Diese Antwort ist natürlich falsch und nur eine Antwortmöglichkeit in der theoretischen Prüfung zum DLRG Silber-Abzeichen. Wie die Wasserrettung richtig geht, lernt man in eben diesem Kurs ganz genau.
Die Stadt Stuttgart verlangt von  Vereins-Schwimmtrainern den Nachweis  eines DLRG-Silber-Rettungskurses, damit das Training am Beckenrand sicher beaufsichtigt werden kann. Vorschrift ist, dass mindestens eine Person im Hallen- oder Freibad diesen Schein haben muss – und der darf nicht älter als zwei Jahre sein. Schöner „Nebeneffekt“: Mit dem Silber-Kurs könnte man theoretisch auch Badaufsicht im Freibad oder am Ostseestrand führen, sozusagen als Voraussetzung für David Hasselhoff à la „Baywatch“.
 Jetzt haben sich einige Vereinsmitglieder von Stuttgarter Schwimmvereinen, dem Schwimmclub Möhringen, dem PSV und VfVS, daran gemacht, diesen Silber-Kurs zu absolvieren, um deren Schwimmtraining weiterhin gewährleisten zu können.
Vom künftigen Rettungsschwimmer, der das DLRG Silber-Abzeichen machen möchte, wird einiges erwartet: Man muss 14 Jahre alt sein, einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben,  400 Meter (200 Meter Rückenlage mit Schwunggrätsche, 150 Meter Brust und 50 Meter Kraul) in einer Zeit von höchstens 15 Minuten schwimmen sowie  300 Meter in Kleidung in höchstens 12 Minuten schwimmen können inklusive sich im Wasser entkleiden, vom 3-Meter-Brett springen, 25 Meter Streckentauchen, dreimal Tieftauchen von der Wasseroberfläche, zweimal kopf- und einmal fußwärts innerhalb von drei Minuten, mit dreimaligem Heraufholen eines 5-kg-Tauchrings. Doch damit nicht genug, auch das Retten selbst muss man beherrschen. Dafür muss man den im Wasser in Not Geratenen   50 Meter schleppen in höchstens vier Minuten, beide Partner in Kleidung, je eine Hälfte der Strecke mit Kopf- oder Achsel und einem Fesselschleppgriff. Aber noch immer nicht genug: Man  muss auch geschwächte Schwimmer 50 Meter transportieren können mittels Schieben oder Ziehen.
Und dann der Hammer, eine Kombiübung, die folgendermaßen aussieht: 25 Meter schnell zum Ertrinkenden anschwimmen, dann abtauchen in vier Meter Tiefe, einen Fünf-Kilo-Ring hochholen, dann sich von einem panischen Schwimmer würgen lassen, sich aus diesem Würgegriff mit Abtauchen und einem Hebelgriff befreien, den Ertrinkenden mit einem Fesselgriff noch mal 25 Meter schleppen, dann an den Beckenrand bringen und fixieren, mit Kreuzgriff aus dem Becken heben, im Rautekgriff ins Trockene bringen  und dann an einer Puppe eine Herz-Lungen-Wiederbelegung mit Beatmung vorführen. Und am Ende folgt noch eine Theorieprüfung ähnlich einer Führerschein-Theorie-Prüfung mit  35 Fragen zur Wasserrettung.
Wie man das alles schaffen soll? Mit der richtigen Anleitung von Dr. Thomas Brunner, der für die DLRG diese Silber-Kurse an fünf Abenden mit Praxis- und Theorieeinheiten in diversen Stuttgarter Hallenbädern durchführt. Kompetent erklärt er an insgesamt fünf dreistündigen Abendterminen in seinen Theorie- und Praxiseinheiten, auf was  beim Rettungsschwimmen alles geachtet werden  muss.
Und wenn man – wie der Schreiber dieses Beitrags – noch nie in seinem Leben fußwärts auf vier Meter Tiefe getaucht ist, dann geht man auch mal über seine Grenzen und muss sich Neues antrainieren. Und – Hand aufs Herz – wer ist das letzte Mal 25 Meter am Stück getaucht? Da helfen die Theorieeinheit und die praktischen Tipps  von Thomas Brunner – „einfach viel mehr ausatmen und nicht zappeln“ –  und die Erkenntnis, dass die Lunge mehr Sauerstoff noch in petto hat, als man tatsächlich denkt.
Und am Ende kommt noch mal der „Baywatch“-Hasselhoff zum Zug, dann nämlich, wenn die Rettungsgeräte zum praktischen Einsatz kommen. In Stuttgarter Bädern ist das aber nicht die schicke rote Boje –  die auch Pamela Anderson so gut gestanden hat –,  sondern der Gurtretter (auf dem linken Bild), eine gelber Styroporkörper mit Schnur und Gurt. Den schnallt man um, stürzt sich ins Becken, sprintet zu dem Ertrinkenden und schnallt ihm den gelben Rettungskörper um. Dann schwimmt man mit ihm im Schlepptau schnell wieder zurück zum rettenden Ufer.
Am Ende der erfolgreichen Silber-Prüfung  bekommt man vom DLRG den Rettungsschwimmpass  nach Hause geschickt. Man ist nun tatsächlich in der Lage, einen Ertrinkenden oder im Wasser in Not geratenen Menschen kompetent zu helfen und ihm im Notfall gar das Leben zu retten – ein gutes Gefühl. Gut, dass es die DLRG gibt!

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Bezirksgruppe Stuttgart der DLRG

Das Hallenbad Feuerbach erhält die DLRG-Auszeichnung für Bäder als „Ausbildungsfreundliches Bad Rettungsschwimmen/-sport  2022/2023“. Die Auszeichnung ehrt  Schwimmbäder, die dafür mit Sorge tragen, dass Schwimmausbildung auch weiterhin ermöglicht werden kann. Kinder sollen auch morgen noch schwimmen lernen und Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer sich weiter aus- und fortbilden können.
Fast 60 Prozent der Kinder können am Ende der Grundschulzeit nicht sicher  schwimmen.
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. (DLRG) ist mit fast 1.900.000 Mitgliedern und Förderern die größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1913 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren.
15 Prozent der über 63.000 Mitglieder im Landesverband Württemberg e. V. engagieren sich in 22 Bezirken und  195 Ortsgruppen u. a. in der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung, bei Wachdiensten und der Jugendarbeit.

Mehr Infos zur DLRG Bezirksgruppe Stuttgart unter bez-stuttgart.dlrg.de