Das Metropol-Kino war ganz bestimmt nicht das erste Kino in Stuttgart. Aber es ist das Kino, das heute noch zu sehen ist. Der Historiker Ulrich Gohl hat anlässlich einer Ausstellung zu Lichtspielen im Heimatmuseum Gablenberg eine Karte angelegt, wo sich bereits um 1912 Kinos befanden.

Schon damals war die Konkurrenz der Kinobetreiber hoch, und die Gebäude lagen oft in unmittelbarer Nähe. In der Tübinger Straße zum Beispiel fand sich der Kinematograph International, die Projektions-AG – dort, wo dieses Jahr übrigens das „Delphi“ 111-jähriges Bestehen feiert –, ein Kino des Betreibers Artur Wollrath. Ebenso wurden in der Hirschstraße, in der Charlottenstraße oder in der Friedrichstraße Filme gezeigt.

Gebäude in Bilzstraße stand leer

Was wirklich erstaunt, ist die Tatsache, dass sogar in den heutigen Stadtbezirken Feuerbach oder Zuffenhausen, die erst zwei Jahrzehnte später zu Stuttgart eingemeindet wurden, ebenfalls das abendliche Vergnügen in abgedunkelten Sälen stattfand. Um das Metropol-Kino hatte sich zunächst der Bund für Heimatschutz 1922 gekümmert. Bis dahin hat das Gebäude zum Alten Bahnhof, dem ersten Stuttgarter Bahnhof, vom Architekten Karl Etzel entworfen, gehört. 1922 war der neue Hauptbahnhof von Paul Bonatz, wie wir ihn heute kennen, eröffnet worden. Das heißt, das Gebäude in der Bolzstraße stand leer.

Judith Breuer führt in ihrem Aufsatz zur Denkmalpflege in Baden-Württemberg 1990 aus, wie das Bestreben des Heimatbundes ausging: „Die Bauausstellung im Jahr 1924 brachte kurzfristig Leben in die verwaisten Hallen. Danach jedoch wurden entsprechend dem neuen Bebauungsplan der Westtrakt ersatzlos zugunsten der neuen Lautenschlagerstraße, der Mittelbau bis auf die repräsentative Hauptfront und der Osttrakt bis auf den Kopfbau, der zu einem Geschäftshaus mit einem Durchlass für die Stephanstraße umgestaltet wurde, abgebrochen.“

Aus „Palast-Lichtspieltheater“ wurde Ufa-Palast 

Doch immerhin für drei Jahre schaffte man es, ab 1923 die „Palast-Lichtspieltheater“ in das Eingangsportal des früheren Bahnhofs zu integrieren. Das Orchester, so schreibt Judith Breuer, sei in der logenartigen Nische an der Seitenwand gesessen und konnte den Film so selbst mitverfolgen. Drei der Bögen der alten Bahnhofshallenfassade wurden übernommen. Auf das „Palast-Lichtspieltheater“ folgte 1925/26 der Ufa-Palast, der dann mit 7000 Sitzplätzen zu den größten Kinos Süddeutschlands gehörte.

Für Schiller-Fans

1923 befand man sich immer noch in der Zeit des Stummfilms. „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ dürfte auch Stuttgarter und Stuttgarterinnen, die sich das Kino leisten konnten, erschreckt haben. An Originalschauplätzen drehte im selben Jahr auch Kurt Götz, den man unter der Schreibweise Curt Goetz besser kennt, seinen ersten Film. Bislang war er dem Publikum nur als Schauspieler bekannt. Der Schiller-Fan widmete sich dem schwäbischen Dichter aufwendig mit Perücken, und Puder, Dreispitz und Degen in Szenen im Schloss Hohenheim, Solitude, der Karlskaserne, vor dem Wilhelmspalais, oder sogar noch im alten Gasthof Ochsen.

Goetz Erstlingswerk „Friedrich Schiller – Eine Dichterjugend“ brachte mehr als 2600 Meter Filmmaterial auf die Rolle. Er wurde wohlwollend besprochen. Und dennoch ging die kurzzeitig von Curt Goetz gegründete Filmproduktion pleite. 25 Millionen Reichsmark hatte ihn der Film gekostet. Bekanntlich gab es ein paar Monate später dafür nicht einmal mehr ein Brot.

Zur Info: 2005 wurde der Film „Friedrich Schiller – Eine Dichterjugend“ restauriert - bis dahin alt er als verschollen. Wer möchte, kann ihn heute als DVD oder Bluray