Mit der Straßenbahn bis direkt zur Uni

Prof. Dr. Stephan Dabbert ist als Unirektor mega beliebt und für neue Bioökonomie-Forschungsprojekte immer zu begeistern.

Prof. Dr. Stephan Dabbert wurde acht Mal zum beliebtesten Rektor des Landes gewählt. Im Jahr 2016 erhielt er sogar den bundesweiten Titel als „Rektor des Jahres“. Der 65-jährige Agrarökonom führt die Universität Hohenheim seit dem 1. April 2012 und wurde gerade mit Standing Ovations für eine 3. Amtszeit von 2024 bis 2030 wiedergewählt.
Ursprünglich stammt Dabbert aus Norddeutschland, studierte Agrarwissenschaften in Kiel und schloss sein Studium in den USA ab. Seine Doktorarbeit und die Habilitation schrieb er bereits an der Universität Hohenheim. Anschließend leitete er zwei Jahre ein wissenschaftliches Institut in Müncheberg bei Berlin. Im Jahr 1994 kehrte er als Professor der Agrarökonomie zurück an die Universität Hohenheim.
Als Professor engagierte er sich unter anderem im Nachhaltigkeitsbeirat Baden-Württemberg (2008– 2012) und im Beirat „Agrarpolitik“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2003– 2012). In Stuttgart machte er sich unter anderem für ein Wissenschaftsfestival stark, das dann erstmals 2022 stattfand, und ist prominenter Verfechter für einen Ausbau des ÖPNV. Als Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Universitäten (2020–2022) verfolgte er mit Nachdruck die dringend notwendige Sanierung der Hochschulgebäude. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten gehören ökonomische Fragen des ökologischen Landbaus.
Dabbert lebt schon lange in Stuttgart-Plieningen, einem idealen Wohnort, wie er betont.

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Stuttgart?

Natürlich unser wunderschöner Universitätscampus. Den Titel „schönster Campus des Landes“ trägt dieser schon lange. Im Juli wurde er zudem zum artenreichsten Campus Europas gekürt. Hier gibt es Fuchs, Hase, Dachs und Siebenschläfer, aber auch Kuckuck, Eisvögel, 15 Libellenarten oder 416 Käferarten. Insgesamt über 2000 wild lebende Tier- und Pflanzenarten haben wir gerade erst in einer Biodiversity-Challenge mithilfe der Stuttgarterinnen und Stuttgarter erfasst. Eine tolle Leistung unserer Artenkenner und ein Ausweis der artenfreundlichen Bewirtschaftung des Campus!

Was lieben Sie an Stuttgart und den Stuttgartern?

Die Wissbegier und die Aufgeschlossenheit, Probleme anzupacken und die Welt zu verändern.
Beides schlägt mir jedes Mal entgegen, wenn wir Citizen-Science-Projekte veranstalten oder zum Tag der offenen Tür an die Uni einladen. Natürlich gibt es auch Menschen, die beharren wollen und bremsen. Aber die überwiegende Mehrheit sind Menschen vom anderen Schlag. Sie sind nur oft nicht so laut.

Nun zur Kernfrage: Mit welchem Projekt(en) „bewegen“ Sie gerade was in Stuttgart?

Wir bilden dringend benötigte Fach- und Führungskräfte für den Wirtschaftsstandort aus.
Das sind echte Gamechanger mit einer klaren Vision, wie wir unsere Wirtschaft nachhaltig und erfolgreich ausrichten können, mit echtem Gewinn für Land und Gesellschaft. In der Forschung packen wir Themen wie die Transformation der Wirtschaft, Klimawandel, Artenschutz, nachhaltige Landwirtschaft, Tierwohl oder Welternährung an. Bei allem setzen wir auf zwei Konzepte: Bioökonomie und Digitalisierung.

Was ist denn gerade Ihr absolutes Lieblingsprojekt?

Die Agri-PV-Anlage, die wir auf dem Campus planen: Das sind hoch aufgestellte Solarmodule, unter denen sich Landwirtschaft betreiben lässt. Ein hochaktuelles Thema mit hohem Forschungsbedarf. Planung und Finanzierung stehen, die Stadtwerke sind im Boot – wir warten nur noch auf die Genehmigung der Stadt Stuttgart.

Woher nehmen Sie Ihre Motivation?

In den vergangenen Jahren erlebe ich in der gesamten Universität Hohenheim eine Atmosphäre konstruktiver Zusammenarbeit. Wir sind nicht immer einer Meinung, aber wir hören einander zu und kommen eigentlich immer zu einem guten Ergebnis. Das motiviert mich jeden Morgen.


Welchen Wunsch haben Sie ans Universum, um die Uni Hohenheim  als Standort noch attraktiver zu machen?

Einen klimaneutralen Campus. Und die direkte Stadtbahn-Verbindung zwischen City und Unicampus: sofort und ohne weitere Verzögerungen. Aber da dieser Vorschlag auf Platz 1 im Bürgerhaushalt gewählt wurde, gehe ich davon aus, dass der Gemeinderat den Willen der Bürgerinnen und Bürger respektieren wird und ich nicht auf das Universum hoffen muss.