Eine Sternträgerin kommt auf Rädern

Die Sternsinger waren  in Stuttgart wieder unterwegs, in Sillenbuch mit Sternsinger-Profi Sara-Jacqueline Büttel sogar eine Rollstuhlfahrerin.

Ganz fest hält Sara-Jacqueline Büttel den Stab, an dessen Ende ein großer, goldener Stern befestigt ist. Die 30-jährige Rollstuhlfahrerin ist auch dieses Jahr wieder als Sternträgerin bei den Sternsingern in Sillenbuch dabei. Um den Dreikönigstag, am 6. Januar, herum gehen dort wie in ganz Stuttgart viele Kinder und Jugendliche, als Heilige Drei Könige verkleidet, von Haus zu Haus: Sie verkünden Jesu Geburt, verteilen den Segen Gottes und sammeln Spenden für Kinder in Armut – im Rahmen der 66. Aktion Dreikönigssingen unter dem Leitwort „Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit“.

"Mir gefällt es einfach, unter Leuten zu sein"

Büttel ist bei den Sternsingern ein richtiger Profi. Seit 2010 nimmt die junge Frau trotz körperlicher und geistiger Beeinträchtigungen an der Aktion ihrer Kirchengemeinde St. Michael in Sillenbuch teil. „Das mache ich gern, und ich habe auch richtig Spaß dabei“, sagt Büttel, die seit ihrer Firmung auch als Ministrantin in den Gottesdiensten aktiv ist.
 „Mir gefällt es einfach, unter Leuten zu sein.“ Eine Tour dauere von mittags bis abends – bei Wind und Wetter. „Wir laufen bei Regen und bei Schnee“, erzählt die passionierte Sternsingerin, die tagsüber in einer Wohngruppe des Körperbehinderten-Vereins (KBV) Stuttgart lebt. Wenn es nass wird, schützen sich die Sternsinger mit Regenumhängen. Büttel: „Die gibt es auch für Rollifahrer.“ Neben Büttel waren  in Sillenbuch und Riedenberg zwischen dem 1. und 5. Januar circa 20 Kinder und Jugendliche ab 8 Jahren unterwegs. Die Ehrenamtlichen Claudia Koster und Kirsten Koenigs-Espig sorgen seit 2021 dafür, dass alles rund läuft.

Zwei bis drei Sternsinger-Gruppen besuchen täglich rund 30 bis 40 Haushalte

Zwei bis drei Gruppen besuchen täglich rund 30 bis 40 Haushalte, die sich größtenteils im Vorfeld für die Aktion angemeldet hatten. „Die Familien freuen sich sehr, wenn die Jungen und Mädchen vorbeikommen, und schenken ihnen oftmals kleine Süßigkeiten“, erzählt Koster, die selbst als Kind Sternsingerin war.
Am 6. Januar stand für die Könige auf Zeit nach einem Gottesdienst ein Beisammensein als Dankeschön an.
 In den Wochen danach werden die prunkvollen Gewänder von den Sternsingern gewaschen und fit gemacht für die kommende Aktion 2025 – wie auch in zahlreichen anderen Gemeinden Stuttgarts, durch deren Straßen in diesen Tagen die Heiligen Drei Könige ziehen.
Am 6. Januar, an dem auch das Fest der Erscheinung des Herrn gefeiert wird, fand in St. Eberhard in Stuttgart-Mitte ein Pontifikalhochamt mit dem Rottenburg-Stuttgarter Weihbischof Gerhard Schneider und den Sternsingern statt.
Träger der Sternsinger-Aktion sind das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Seit dem Start der Kampagne 1959 sammelten die Sternsinger als derzeit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder in den 27 deutschen Diözesen rund 1,31 Milliarden Euro, darunter rund 45,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Mit den Geldern unterstützt die Aktion Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pastorale, Ernährung und soziale Integration in 100 Ländern weltweit. In diesem Jahr steht die Situation von Kindern und Jugendlichen und der Schutz von Umwelt und Kultur in Amazonien im Mittelpunkt.
Die Sternsinger-Aktion ist keine Idee der Nachkriegszeit, sondern erinnert an einen Brauch aus dem Mittelalter.
Heutzutage schreiben die Teilnehmenden „C+M+B“ und das aktuelle Jahr mit Kreide an die Haustüren – oder verwenden einen gleichlautenden Aufkleber. Die Buchstaben stehen für das lateinische „Christus mansionem benedicat“, übersetzt „Christus segne dieses Haus“. Zugleich erinnern die Buchstaben an die Initialen der Namen der Heiligen Drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Das Sternsingen gehört seit 2015 zum deutschen immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Spenden

Spendeninformationen finden Interessierte  unter: www.sternsinger.de/spendendose.