Viel mehr als nur ein warmes Essen

Für die 30. Vesperkirche Stuttgart vom 14. Januar bis 2. März wird die Leonhardskirche wieder zum Zuhause auf Zeit  – 2024 erscheint ein Kochbuch mit Vesperkirchenrezepten.

Am Anfang der Vesperkirche stand die Idee von Diakoniepfarrer Martin Friz: Menschen, die sich sonst nicht begegnen, sollten an einem Ort zusammenkommen, um miteinander zu leben. 1995 wurde der Traum in der Leonhardskirche Wirklichkeit. Ein Drittel der Kirchenbänke wurde ausgebaut, stattdessen wurden Tische aufgestellt, um Platz zu machen für Obdachlose, Junkies und Prostituierte. In diesem Jahr öffnet die Vesperkirche Stuttgart nun schon zum 30. Mal ihre Pforten und bietet viel mehr als nur ein warmes Essen.
Die Vesperkirche Stuttgart ist ein Projekt der Evangelischen Kirche in Stuttgart in vielfältiger Kooperation. Beim Eröffnungsgottesdienst am Sonntag, 14. Januar, 10 Uhr, wird Oberkirchenrätin Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, predigen, und die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben unter der Leitung von Rainer Johannes Homburg werden den Gottesdienst wie gewohnt musikalisch begleiten.
„Wir freuen uns sehr, dass wir unter dem Motto der Jahreslosung ‚Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe’ wieder an den Start gehen dürfen“, sagt Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann. Sicherlich sei es in 30 Jahren nicht gelungen, die Armut in Stuttgart zu beseitigen. „Es gibt sie, wieder anders und neu. Aber jedes Jahr ist es für uns von Neuem ein Ansporn, das Thema Armut in die Öffentlichkeit zu tragen“, so Diakoniepfarrerin Ehrmann. Gleichzeitig wolle man einen Ort schaffen, an dem sich Menschen für sieben Wochen wertschätzend und anerkennend begegnen. „Ganz gleich, wer wir sind, woher wir kommen, oder worauf wir hoffen.“
Gemeinsam an einem Tisch sitzen und ein Zuhause auf Zeit sein: Die Vesperkirche Stuttgart ist besonders für die, die mitwirken – und das sind in diesem Jahr so viele, dass die Listen der ehrenamtlichen Helfer frühzeitig geschlossen wurden. Aber es ist auch eine spezielle Zeit für die, die als Gäste in die Leonhardskirche kommen. Hier finden sie ärztliche und zahnärztliche Versorgung, Hilfe für ihre Tiere, es gibt die „Kultur in der Vesperkirche“, eine Band mit Freunden und Gästen der Vesperkirche, und natürlich finden viele intensive Gespräche an den Tischen statt. Die Menschen kommen nicht nur zum Essen in die Kirche, sondern zum Leben, so Gabriele Ehrmann.
Nach dem Eröffnungsgottesdienst beginnt dann der Vesperkirchenalltag mit Mittagessen vor Ort und an den Außenstellen, mit Vesper, heißen und kalten Getränken, Arztbesuchen, Fußpflege, neuen Frisuren, Kulturprogramm, Beratung, Gottesdiensten sowie Impulsen und vielem mehr.
„Für 2024 freuen wir uns besonders auf das Kochbuch, das zur Vesperkirchensaison erscheint und käuflich erworben werden kann“, sagt die Diakoniepfarrerin.
Vesperkirchengäste und Mitarbeitende verraten darin Lieblingsrezepte und geben Einblicke in ihr Leben. „Apropos Essen, selbstverständlich können unsere ‚Veschberkirchabräddle’ zugunsten der Vesperkirche Stuttgart weiterhin für 9 Euro erworben werden“, meint Gabriele Ehrmann.
Auch Vorträge finden in der Vesperkirche statt. Gerhard Trabert, Arzt und Buchautor, hält am Mittwoch, 21. Februar, 18 Uhr, einen Vortrag zum Thema „Armut macht krank“. Die Diakoniepfarrerin legt allen außerdem die Charityveranstaltung „Tischlein deck dich“ am 7. Februar, 19 Uhr, ans Herz sowie die Konzertreihe „Kultur in der Vesperkirche“, immer sonntags, um 16 Uhr. „Wir freuen uns aber auch, wenn Menschen einfach so auf einen Kaffee oder ein Schwätzchen in die Leonhardskirche vorbeikommen“, sagt Gabriele Ehrmann.

Spenden und Infos

Aktuelle Informationen aus der Vesperkirche Stuttgart und wie man für sie spenden kann, findet man unter www.vesperkirche.de.